Kann man denn davon leben? - oder welche Fragen und Vorurteile es sonst noch gibt

"Kann man davon leben?"

Eine häufig gestellte Frage und ebenso häufig wurde sie in anderen Blogs, Artikeln, Beiträgen, etc. beantwortet. Trotzdem mag ich auch gerne meinen Senf dazugeben: Man kann hervorragend damit leben.

Wer schreibt, der schreibt meistens, weil es eine Berufung ist, weil es etwas ist, mit dem man seine Gedanken und Ideen festhalten kann. Etwas, mit dem man in andere Welten und Personen eintauchen kann und seine Leser dorthin entführen darf. Weil es etwas Befreiendes und unglaublich Wunderbares ist, und wenn man ein wenig Glück hat, verdient man sogar etwas damit.

"Wie viele Bücher hast du denn schon verkauft?"

Genug, um einigen Lesern ein paar Stunden Spaß und Spannung zu bringen, zu wenig, um einen Privatjet zu kaufen. Mehr sage ich nicht dazu, meine Einnahmen bringe ich alleine mit einer Schubkarre zur Bank. ;-)

"Na mir wäre das zu langweilig, immer nur im stillen Kämmerlein sitzen ..."

Wir sind schon ein eigenartiges Völkchen; da hocken wir, abgeschirmt von der realen Welt, Tag ein, Tag aus in einem dunklen Verschlag, tippen lustig, oder auch mal melancholisch, aber immer eifrig unsere Worte, Sätze, Geschichten vor uns hin. Völlig naiv und desinteressiert am bunten Treiben auf den Straßen, den Konflikten der Welt abgewandt, bauen wir uns einfach unsere eigene Realität. Vernachlässigen Familie Freunde und vielleicht sogar die Körperhygiene.

Recherchen wollen betrieben, Handlungsorte besucht und erforscht werden, diszipliniert muss am Text gearbeitet werden. Korrigieren, lektorieren, formatieren, sich mit den Wirren der modernen Technik auseinandersetzen. Kontakte müssen geknüpft und gepflegt, Marketing betrieben und und unter die Leute gebracht werden. Weiterbilden, Cover gestalten, Ideen festhalten, Werbeslogans ausdenken, Bilder bearbeiten, Homepage pflegen, etc.; man ist ein kleines Unternehmen, in dem man sich um fast alles kümmert, als kleinerer Schreiberling.

Schreiben ist Arbeit! (Und man darf nicht vergessen, dass die meisten Schriftsteller noch einem Brotjob nachkommen!)

Ja, in der Regel sitzen wir gerne an unserem Schreibplatz, alleine, um der Kreativität freien Lauf lassen zu können, ungestört unsere Einfälle zu Papier zu bringen. Aber wir sind nicht einsam, denn solange wir hinter der verschlossenen Tür sitzen, haben wir unsere Protagonisten, die Gegner, Freund und Begleiter sind. Die wir in- und auswendig kennen, lieben, hassen, verachten.

Wenn wir die Tür öffnen, dann treten wir ein in die Welt, aus der wir unsere Inspiration ziehen, dann lesen wir die Tageszeitung, schauen die Nachrichten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wir lieben und versorgen unsere Kinder, unsere Partner, treffen uns mit Freunden gehen Hobbys, Interessen und Verpflichtungen nach, genauso wie unsere nicht schreibenden Mitmenschen, die nach Feierabend die Tür ihres Büros schließen, um in die Welt zu treten.

Und manchmal, ja manchmal, da springen wir auf; während eines Gesprächs, eins Fernsehfilms, oder in der Nacht, um unsere Geistesblitze zu notieren. Und manchmal reden wir, tief versunken, über das neue Projekt, an dem wir gerade arbeiten und die interessanten Dinge, die wir bei unseren Nachforschungen entdeckt haben. Und manchmal sprechen wir auch mit uns selbst, weil wir einen Dialog im Kopf haben und testen wollen, ob er funktioniert, ob er lebt, oder weil wir uns halt einfach gerne mit unseren Protagonisten unterhalten.


Sonderbar, das sind wir (ich glaube alle kreativen Menschen sind ein wenig eigen), aber wir sind glücklich.

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Bild by Pixabay